Spätestens seit der Moderne ist die Frage nach der multiplen Identität des Autor-Ichs zu einem zentralen literarischen Motiv avanciert: „Car Je est un autre.“ „I contain multitudes“, heißt es bei Walt Whitman. „Auch ich denke manchmal“, schreibt seinerseits Tomas Bjørnstad, „ich bin ein Tausendfüßler, und jedes paar Füße gehört zu einer meiner Hauptfiguren. Einer für alle. Alle für einen. Die Übergänge können fließend sein wie die Schrift.“ In seinem Opus magnum Von der schönen Erde (Éditions Guy Binsfeld 2022) thematisiert der nach eigenen Angaben 1984 in Trondheim geborene und in Luxemburg aufgewachsene Autor die Fragilität poetischer Existenz inmitten einer dekadenten Gesellschaft, die sich allein den Maximen der Leistung und des Konsums verschrieben hat.
Zur Veröffentlichung seines dritten Werks liest der bislang nicht in Erscheinung getretene Tomas Bjørnstad erstmals in der Öffentlichkeit und diskutiert mit Tim Reuter über die Grundlagen seines poetologischen Ansatzes.
Ein Vorbild für Tomas Bjørnstad in Von der schönen Erde: der Tausendfüßler.