Kasemattentheater

Rote Nelken für Herkul Grün

mit Marie Jung, Nora Koenig, Nickel Bösenberg, Pitt Simon und Konstantin Rommelfangen - Regie & Ton Serge Tonnar

„Edmond Dune est le seul auteur luxembourgeois de langue française qui puisse être joué et il a des pièces. […] En langue allemande, il y a un jeune, Manderscheid, qui vient d’être joué à la radio. Mais pour le moment, c’est tout ce que je vois!“ meinte Tun Deutsch, der Gründer des Kasemattentheaters, im Jahre 1971 in Bezug auf Luxemburger Bühnenautoren. Kurz darauf (1974) schrieb der noch junge Roger Manderscheid (1933-2010) das Stück „Rote Nelken für Herkul Grün“, als Auftragsarbeit für das Kasemattentheater - das Stück in seiner Originalfassung wurde jedoch nicht aufgeführt, da es einigen Mitgliedern des Ensembles damals wohl als zu gewagt für das konservative Luxemburg erschien. Manderscheid veröffentlichte das Stück 1983 in abgeschwächter Form, überarbeitete es immer wieder und übersetzte es dann auch ins Luxemburgische, wie aus dem Fonds Manderscheid im nationalen Literaturarchiv (CNL) hervorgeht. Der dem Kasemattentheater angebotene Originaltext blieb jedoch in seiner Schublade und eine Kopie fand sich kürzlich im Literaturarchiv. Das Kasemattentheater hat also eine Rechnung offen: der damals als Provokation geltende Originaltext wird nun, 10 Jahre nach Manderscheids Tod, im Kasemattentheater endlich uraufgeführt. Als Regisseur fungiert ein heutiger Provokateur der Luxemburger Kulturszene, Serge Tonnar, und ihm zur Seite steht ein erstklassiges Schauspielensemble.

Serge Tonnar über seine Adaptation: „Manderscheids Originaltext, mit seinen gesellschaftlichen und sexuellen Seitenhieben auf die bürgerliche Moral, stellt heute kaum noch eine Provokation dar. Allerdings offenbart der Text heute Grundthemen, die in der neuen Realität der Pandemie erschreckend aktuell sind: die Entfremdung und Zersetzung der sozialen Kontakte, die gesellschaftliche Isolation und die emotionnelle Vereinsamung im Leben und im digitalen Raum. Die Figuren machen sich, und uns, was vor, es herrscht die Heuchelei, und selbst wenn ihre Leere entlarvt wird, und sie von Freiheit zu träumen beginnen, haben sie nicht den Mut aus der Enge der bürgerlichen Konventionen auszubrechen.

Dass jeder Mensch Masken trägt, eine oder mehrere Rollen spielt, ist eine Konstante für das menschliche Verhalten. Aber anders als 1974, führt heute fast ein jeder auch ein öffentliches Leben, zumeist in den sozialen Medien, und gibt, gewollt oder ungewollt, ein Bild von sich ab, das nicht dem „wahren Ich“ entspricht. Auf der Bühne spielen in dieser Ego-Show die sanitären Schutzmaßnahmen notgedrungen auch eine Rolle; doch welche alten und neuen Masken tragen wir noch, unter dem obligatorischen Virusschutz? In unserer schwarzen Komödie, unserer kleinen Horrorshow, stellt sich implizit die Frage: Muss der Mensch gerettet werden, und wenn ja, zu welchem Preis?“

Vorführungstermine:

am 6. (ausverkauft) 7. 9. 10. 13. 14. 16. 17. 20. 21. 23. und 24. Oktober um 20 Uhr.

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