Im Jahre 963 wurde die Stadt Luxemburg im Tauschakt mit der Abtei Sankt Maximin in Trier erstmals namentlich erwähnt. Aus diesem Anlass feierte die Stadt 1963 symbolisch ihr tausendjähriges Bestehen. Um den Feierlichkeiten eine visuelle Identität zu geben, wurde 1961 ein Logowettbewerb ausgeschrieben. Nach zwei Durchgängen gab die Jury im Februar 1962 bekannt, unter den 130 eingereichten Projekten keines gefunden zu haben, das ihren Ansprüchen gerecht würde. Es wurden daher nur ein zweiter und ein dritter Preis vergeben. Der mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Beitrag Chiffre Romains von Raymon Mehlen wurde zum offiziellen Logo ernannt. Der dritte Preis ging an Pe’l Schlechters Beitrag Festival. Daneben wurden Entwürfe von Pit Weyer und Marie-Thérèse Lammar für offizielle Zwecke gekauft.
Raymon Mehlen (1914-1983) gilt als einer der ersten Grafikdesigner Luxemburgs, und die Arbeiten seines Graphic studio haben die luxemburgische Werbelandschaft über Jahrzehnte geprägt. Daneben gestaltete er Dutzende Buchcover für bekannte luxemburgische Autoren und war Herausgeber der Cahiers luxembourgeois. Diesen ›Pokal des Millenniums‹, so die offizielle Bezeichnung, erhielt er als Dank für seinen Beitrag zur Jahrtausendfeier der Stadt. Der Pokal besteht aus zwei miteinander verbundenen Kupferkegelstümpfen mit einer in 5 Segmente eingeteilten, blau-roten Drahtemailverzierung im oberen Teil. Das erste Segment kombiniert Mehlens Schlüssellogo mit der Jahreszahl 1963. Im zweiten ist die Michaelskirche mit Elementen der Stierchen-Brücke zu sehen. Im dritten sieht man die Türme der Kathedrale vor dem großen Stadtsiegel Luxemburgs aus dem Jahre 1237, das ein mit drei Zinnen bekränztes, offenes Tor darstellt. Das vierte Segment bildet die Eecher Paart, ein Spanisches Türmchen mit Festungsmauer und die Al Bréck ab. Das fünfte Segment enthält ein Spanisches Türmchen im Vordergrund mit den Türmen der Kathedrale im Hintergrund. Im Gegensatz zu den offiziell verliehenen Pokalen trägt Mehlens keine Messingplatte mit einer Inschrift, die den Anlass angibt.
Der Pokal wurde von der luxemburgischen Emailkünstlerin Irène Nilles entworfen, über deren Leben nur sehr wenig bekannt ist. Ende 1962 trat die Stadt Luxemburg mit ihr in Kontakt, um Pokale und Teller in Auftrag zu geben, die im Rahmen von kulturellen und sportlichen Veranstaltungen im Millenniumjahr von der Stadt gestiftet werden sollten. Sämtliche Vereine der Stadt Luxemburg konnten ihre Wettbewerbe der für ihren Bereich zuständigen Arbeitsgruppe vorschlagen. Wurde die Veranstaltung angenommen, legten diese Gremien auch fest, ob ein Pokal oder ein Teller als Preis verliehen werden sollte. Insgesamt werden 31 Pokale und 26 Teller auf einer auf Juni 1963 datierten Liste der Veranstaltungen aufgeführt, die überwiegende Mehrheit davon im Bereich Sport. Im Herbst 1963 wurden weitere Veranstaltungen aufgenommen, so dass sich letztendlich nicht mit Sicherheit sagen lässt, wie viele Preise hergestellt und verliehen wurden. Ebenso wenig ist bekannt, ob neben Raymon Mehlen noch weitere Personen für ihre Dienste im Rahmen der Jahrtausendfeier einen Pokal bekamen.
Claude Kremer
›Pokal des Millenniums‹. Kupferpokal mit Drahtemail und Messingelementen verziert. Höhe: 34,5 cm, Durchmesser Basis: 12,5 cm, Durchmesser Mitte: 3 cm, Durchmesser Spitze: 19 cm, 1963, CNL, L-394; III.1 Foto: Christof Weber