Am Samstag, dem 23. April 1983, wurde im Festsaal der Merscher Primärschule ein Abend zum Gedenken an Albert Elsen (15.06.1904-07.02.1972) veranstaltet. Organisatoren waren die Merscher Stadtverwaltung, das Institut grand-ducal, Section Arts et Lettres, das Ministère des Affaires culturelles sowie die Amis du Vieux Mersch. Mitwirkende waren Ernest Faber, Cecile Ries, Fernand Hoffmann, Eugène Heinen, Marcel Erpelding sowie die Chorale Ste Cécile Miersch. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Tonaufnahme unter der Leitung von Nico Lucas produziert, die später als nicht kommerzielle Doppel-CD erschien. Das Cover zeigt das Geburtshaus von Albert Elsen in Reckingen bei Mersch. Die CD und die dazugehörigen Dokumente wie Typoskripte der Vorträge sind Teil des Albert-Elsen-Nachlasses L-76.
Das Dokument ist insofern von Interesse, als es den Versuch unternimmt, Elsens kulturelles Schaffen möglichst umfassend vorzustellen. Es ging darum, dem Publikum einen akustischen Eindruck der vertonten Werke zu vermitteln, wodurch die Veranstaltung über eine reine Lesung hinaus an Reiz gewann. Betont wurde zuerst die Heimatverbundenheit Elsens, die sein gesamtes Werk prägt. Man würdigte besonders seine Rolle bei der Wiederherstellung des Freiheitsdenkmals auf dem »Krounebierg«. Die von Albert Elsen stammende Inschrift am Sockel des Monumentes lautet:
»Am Häerz vum Land
Huet d’Häerz vum Vollek dech erriicht.«
Als Hommage an Mersch ist auch das Gedicht Kleine Stadt im Herbst zu erwähnen.
Wichtige Teile von Elsens Werk sind religiös geprägt. Eine große Rolle spielt etwa der Marienkult um die Trösterin der Betrübten. Gedichte wie Wallfahrt, Ons Léiffra vu Letzeburg und Oktavgebiet Léif Himmelsmamm legen Zeugnis von seiner Frömmigkeit ab. Mathieu Lamberty vertonte die beiden zuletzt erwähnten Gedichte. Außer dem Marienkult widmete sich Elsen auch dem Weihnachtsfest Ein regelrechtes Volkslied in diesem Bereich schufen Elsen und Lamberty mit dem Lied An der grousser hellger Nuecht. Allein dieses Werk macht Albert Elsen zum zu einem populärsten Dichter in Luxemburg.
Gedacht wurde an diesem Abend zudem dem naturverbundenen Autor mit den Texten: Teimerjännchen, Birken am Waldrand und Magnolie. Natur und Heimatverbundenheit charakterisieren neben tiefer Gläubigkeit Teile seines Werkes.
Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang Albert Elsens Kalendergeschichten. So findet man seine beliebten Erzählungen über Jahrzehnte hin im Luxemburger Marienkalender, dem Letzeburger Bauerekalenner, Jong Hémecht, Academia, An der Ucht und in der Beilage Die Warte-Perspektives. Auch in ausländischen Zeitschriften wie in der Schweizer Rundschau hat der Autor literarische Texte veröffentlichte. Als Beispiel für diesen Aspekt des Werkes stand an besagtem Gedenkabend die Erzählung Das Lumpenkindl.
Auch wenn den Leser heute die provinzielle Enge, ein etwas penetranter Patriotismus und Konservatismus, naive Frömmigkeit und Heile-Welt-Visionen irritieren, bleibt Elsens Werk ein wichtiges Zeitdokument, das zu Recht seine Würdigung im Merscher Kanton und darüber hinaus erfuhr.
Rob Zeimet