Ein in mehrfacher Hinsicht besonderer amtlicher Ausweis ist das Diamonityrion, ein Schriftstück, das ausschließlich männlichen Pilgern und Besuchern der Klöster auf dem Berg Athos ausgestellt wird, da Frauen der Zutritt grundsätzlich untersagt ist (Ávaton). Dieses von der autonomen Mönchsrepublik Athos ausgestellte 21,2 cm breite und 28,6 cm hohe Dokument, das auf den 29. April 1980 nach julianischem Kalender (demnach der 16. April nach gregorianischem Kalender) datiert und mit einem Stempel und drei Steuermarken beglaubigt ist, musste Carlo Hemmer auf seiner Reise immer bei sich tragen, da es ihm den Einlass in die Klöster gewährte. Zwischen 1959 und 1987 unternahm Carlo Hemmer zehn Reisen nach Athos. Bereits 1964 hielt er seine Eindrücke im 79 Seiten umfassenden Reisebericht Wanderer am Athos fest, das auf der Umschlagseite eine Zeichnung des Klosters Simon Petra von Armand Hoss zeigt. Darin erwähnt Hemmer auch die Einreisegenehmigungsprozedur für jene, die nicht der orthodoxen Glaubensgemeinschaft angehören, und in Karyes, „dem Sitz der obersten Athosbehörde, der heiligen Epistasia, [die] allein zuständig für die Erteilung der endgültigen Genehmigung“ ist, das Dokument abholen. Aufgrund einer Empfehlung des griechischen Konsuls in Luxemburg hatte Hemmer ein Einführungsschreiben des Gouverneurs von Saloniki erhalten, das ihm zum Geleitbrief verhalf, der ihm das Gastrecht auf fünf Tage gewährte. Begeistert war Hemmer von der „farbenfreudigen Steuermarke“, die „einen grünen, von Wasserfällen dramatisch durchtosten Gebirgszug“ zeigt, „der aus einem blauen, von einer unwahrscheinlichen Fülle von Seglern und Dampfern belebten Meer herauswächst.“
Der Nachlass Carlo Hemmers ist eine Sammlung, die nach seinem Tod von seinen Freunden über lange Jahre zusammengetragen und geordnet wurde: von Paulette Asselborn, der Witwe von Jean-Claude Asselborn, dem Herausgeber des Carlo Hemmer Memorial (2008), von Ed und Jeng Sinner sowie von Rosch Krieps, die dem Literaturarchiv am 15. Oktober 2013 Hemmers persönliche Dokumente, Briefe, Skizzen, Reiseberichte, Fotos sowie Tagebücher und Notizhefte überließen.
Claude D. Conter