In diesen Kontext gehören auch Heins volkstümliche Gedichte, die um den Winzerberuf kreisen (Der Winzer, Beim Rebenbinden, Der Weinberg) und von denen das Gedicht Mei Wengert, das vor 1934, dem Datum seiner Vertonung, entstand und mehrmals publiziert wurde, eines der bekanntesten ist. In den fünf Strophen wird der eng umgrenzte Bezirk des Weinbergs zum heimatlichen Idyll, zum Kraftquell, zum Trostspender, zum Gesundbrunnen und, im Symbol der Traube, zum Hoffnungsträger, der alles irdische Leiden aufhebt. Selbst Generationen bindet der Weinberg aneinander, da nach dem Tode des Winzers dessen Kinder auf seinen Pfaden wandeln. Der Winzer, der ein gottgefälliges Erdendasein führt, wird mit dem ewigen Leben belohnt und geht ins Himmelreich ein. Da Hein in den 1930er Jahren dem Deutschen als Schriftsprache im Allgemeinen und als Dichtersprache im Besonderen das Vorrecht gegenüber dem Luxemburgischen einräumte, ist es bemerkenswert, dass er für das folkloristische Mei Wengert seine Mundart, den Moseler Dialekt wählte.
Vertont wurde das Gedicht von dem aus Wormeldingen stammenden Nicolas Entringer (1885-1969), dessen Vorfahren ebenfalls Winzer waren und der sich – analog zu Hein – einen Namen als ,Moselkomponist‘ machte. Das Notenblatt in Nikolaus Heins Nachlass mit den Abmessungen 33,5 x 26,7 cm ist Teil einer Schenkung von Joseph Groben aus dem Jahre 2013. Auf der Vorderseite befinden sich der Gedichttext mit der unterlegten Musik, der Name des Dichters und des Komponisten sowie das Entstehungsdatum der Vertonung. Auf der Rückseite findet man eine von Nikolaus Hein stammende handschriftliche Kopie des Gedichts mit geringfügigen Korrekturen.