Will Battin (1909-1991) und René Deltgen (1909-1979) verband in jungen Jahren eine enge Freundschaft. Beide stammten aus Esch/Alzette und besuchten dort die Industrie-und Handelsschule. Ihr Abitur machten sie 1927 auf einer I B. Ein Foto aus dem Nachlass von Will Battin hält den Augenblick kurz vor dem Examen fest. (L-34; III.1.2-5).
Wenig später verließ Deltgen seine Heimatstadt und schrieb sich an der Kölner Schauspielschule ein. Aus dieser Zeit stammen vier Postkarten mit Porträts von Deltgen an seinen Freund Will Battin. Alle sind auf das Jahr 1929 datiert, und die jeweiligen Grüße Deltgens zeigen die Vertrautheit, die zwischen ihnen herrschte. Schon die Wortwahl auf der Karte zu Neujahr 1929 belegt ihre Verbundenheit: »Meinem Freund Willi Battin zum täglichen Gedenken. Neujahr 1929. Rdeltgen Köln a/Rh«. (L34; III.1.2-1) Die hier gezeigte Karte stammt aus dieser Serie und zeigt Deltgen in einer Schauspielerpose mit entsprechender Kostümierung. Unterzeichnet ist das Dokument mit: ›Rdeltgen‹. Die Rückseite bekräftigt durch die kumpelhafte Ausdrucksweise Vertrautheit und Zuneigung des Absenders. Dort heißt es: »Fürchte dich nicht, denn ich bin es. / Meinem Freund Willi. Köln 10.V.29.« (L-34; III.1.2-3)
Aus den Postkarten und dem Briefwechsel geht hervor, dass die Anfangszeit an der Schauspielschule in Köln sich für Deltgen in finanzieller Hinsicht als äußerst schwierig erwies. Er musste auf die Hilfe von einem Schauspielerkollegen, einem gewissen W.N. Nördlinger, zurückgreifen, um über die Runden zu kommen. In einem Brief vom ersten Dezember 1927 an Battin schreibt er: »So kauft er mir jetzt alles, was ich zum Schminken brauch. Ich konnte mir das bis heute nicht leisten, weil es zu teuer ist: 10 RM. = 80 bis 90 Franken.« (L-34; II.1-1) Am darauffolgenden Tag, dem 2.Dezember 1927 also, wird die prekäre finanzielle Lage noch einmal betont: »Ich weiss nicht wann ich Dir jetzt wieder schreiben kann, denn ich hab nur noch genau 82 Pfennig an Geld. Dann gehen gleich 15 für diesen Brief ab u. 15 für einen anderen heute nachmittag 20 für die Elektrische , sodass ich heute abend mit 82-45=37 Pfennig schlafen gehe.«
Trotz aller materieller Not nimmt Deltgens Karriere 1927 langsam Fahrt auf. Er verweist auf seinen Erfolg in einem Stück mit dem Titel Judas, er bekommt gleich zwei Rollen in einem Weihnachtsmärchen und soll auch in Goethes Goetz von Berlichingen eine Rolle übernehmen.
Die Freundschaft zwischen Deltgen und Battin scheint zu dieser Zeit wie für die Ewigkeit bestimmt. Deltgen weiß über Battins Lebensumstände genauestens Bescheid, schickt Grüße an gemeinsame Bekannte und freut sich über die musikalischen Studien des Freundes am Konservatorium von Lüttich, wo dieser Klavierunterricht belegt. So denkt er auch daran, sein im April 1928 verfasstes Gedicht Blumen am Fenster (L-34; II.1-2) von Battin vertonen zu lassen.
Anhänglichkeit und ehrliche Freundschaft werden im Brief vom ersten Dezember regelrecht gefeiert. Das Schreiben endet mit den Worten: »Weil ich dich lieb habe.« Leider verfügt des CNL über keine Antwortbriefe Battins und man kann so nicht einschätzen, wie diese schwärmerische Jugendfreundschaft seinerseits eingeschätzt wurde.
Sicher ist, daß sich die Freundschaft später abkühlt und schließlich ganz versiegt je mehr Deltgen sich im deutschen Kulturbetrieb der 1930er und 1940er Jahre etablierte und seine Nähe zur Nazipropaganda unbestreitbar wurde. In Luxemburg verscherzte er sich ziemlich alle Sympathien durch seine Haltung, allerdings fällt es schwer ihm mehr als eine gewisse Mitläuferrolle nachzuweisen. Battin blieb nationalistischem Ideengut völlig fremd, was den Abbruch der Beziehungen zwischen den einstigen Jugendfreunden erklären dürfte.
Die Postkarten und Briefe gelangten mit anderen Dokumenten 2017 dank einer großherzigen Spende der Familie Battin unter dem Impuls von Frau Huguette Kugeler-Battin in den Bestand Will Battin L-34 des CNL.
Rob Zeimet