Objet du mois

Beiträge zur Heimatgeschichte

Eine Sammlung Geschichtsstoffe

Ende der 1940er Jahre brachte die Union des éducateurs luxembourgeois (U.D.E.L.) die Reihe Bibliothèque de travail heraus. Acht Hefte  aus der Unterreihe Histoire befinden sich in der Sammlung des Literaturarchivs. Einzelne Ausgaben besitzen ein Deckblatt, auf dem einzig die Nummer des Faszikels zu lesen ist. Die übrigen zeigen zudem das skizzierte Profil eines Jungen, der einen Zirkel in der Hand hält. Im Hintergrund sind verschiedene Symbole zu erkennen, die wohl auf kindgerechtes Allgemeinwissen verweisen. Auf der Titelseite liest man des Weiteren »Beiträge zur Heimatgeschichte. Eine Sammlung Geschichtsstoffe zusammengestellt von J. Haan«. Die Hefte sind von Félix Mersch illustriert. Jedes Heft dreht sich um ein Thema. Um sich ein Bild über die Reihe zu machen, lohnt es sich, die aufgearbeiteten Themen durchzulesen: 1 - Letzeburg; 2 - Aus altersgrauen Tagen; 3 - Im Licht des Christentums; 4 - Unter spanischer Herrschaft; 5 - Franzosenherrschaft über Luxemburg; 6 - Mittelalterliche Blütezeit des Hauses Luxemburg ; 7 - Unabhängiges Großherzogtum unter dem Zepter der Oranier; 8 - Am Kreuzweg eines kleinen Volkes. Dank einiger Kaufaufforderungen in Horizons nouveaux / Journal des instituteurs. Organe de l’Union des éducateurs luxembourgeois  kann man davon ausgehen, dass die acht Hefte zwischen 1948 und 1950 herausgekommen sind.

 

Die U.D.E.L. ist 1945 aus dem Zusammenschluss von verschiedenen Vorkriegsorganisationen aus dem Erziehungsbereich hervorgegangen. Sie hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung zu erwirken, sondern wirft in ihrer Publikation auch Fragen zu Schulbüchern und Didaktik auf. In Horizons nouveaux  ist nachzulesen, wie sich die Lehrerschaft diesen Unterricht nach dem 2. Weltkrieg wünschte. Raymond Feiereisen, selbst Autor von Lehrmitteln, schreibt etwa im September 1949: »So kommt es, dass in vielen Schulen die Geschichtsstunden zu den hohlsten von allen werden. Die Kinder langweilen sich jahraus jahrein durch sie hindurch. Wo bleiben da Selbsttätigkeit des Kindes und frohes Schaffen?« Der klassische Frontalunterricht mit Lehrervortrag sowie das didaktische Material müssen den Anforderungen der Zeit gerecht werden.

                                        

Um 1953 kam Aus alten Tagen bei der Letzeburger Kanneraktio’n heraus. Dabei handelt es sich um eine neu aufgelegte, erweiterte Version des 2. Faszikels der hier vorgestellten Beiträge. Im Geleitwort formuliert Haan die Beweggründe, die zur Veröffentlichung der Beiträge geführt haben: Sie »bezwecken eine Belebung und Vertiefung des Geschichtsunterrichts in unsern Primärschulen. […] Das durch Kriegsnot und Angst um den Fortbestand unserer Existenz gestärkte Nationalbewußtsein verlangt nach mehr nationalgeschichtlicher Bildung unserer Jugend. Es geht wirklich nicht an, dem Kinde länger nüchterne Tatsachen und Geschehnisse in einem trockenen Stil darzubieten und dabei Gemüt und Willen leer ausgehen zu lassen.« Haan, selbst Lehrer von Beruf, bereitete Themen so auf, dass diese für Luxemburger Schulkinder zugänglich wurden. Auch Merschs Zeichnungen trugen viel zum Verständnis der Texte bei und machten sie attraktiver. Die Textauszüge stammen von Historikern, die auch schon als Autoren von Geschichtsbüchern in Erscheinung getreten sind, etwa Joseph Meyers oder Nicolas Margue, aber auch von bekannten Autoren wie Wilhelm Weis oder Max Goergen.

 

Charlotte Ziger

 

Bild 1: Deckblatt (Fasz. 1)

Bild 2: Titelblatt (Fasz. 8)

Bild 3: Illustration des Artikels „Einnahme der Festung Luxemburg durch die Franzosen i. J. 1794“ von P. Noesen durch Félix Mersch (Fasz. 5)

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