Bei dem ausgestellten Dokument handelt es sich um einen Brief von Frantz Clément an Joseph Kolbach aus dem Jahre 1916.
Luxembourg gare, le 13 novembre 1916
rue Bourbon 14Mon cher M. Colbach,
Je vous avais parlé dernièrement de réunions heb-
domadaires d’un groupe d’intellectuels amoureux des belles lettres
et de l’art pur. La première des réunions
aura lieu jeudi prochain, le 16 novembre, à 9 heures
du soir au Café Royal (Boulev Royal). J’ai
le plaisir de vous inviter par la présente d’y prendre
part. Sont invités à cette première réunion : Batty
Weber, Nic. Ries, Paul Palgen, Mathias Esch,
Jos. Tockert, Nic Braunshausen, Jos Colbach,
Maurice Koch, Maurice Kohn, Alphonse Nickels
Oscar Stumper et Frantz ClementSalutations amicales
Frantz Clement
Frantz Cléments Brief an den erst 27 Jahre alten Joseph Kolbach, dessen Name in dem Dokument in der Variante Colbach benutzt wird, belegt dessen Wertschätzung durch einen führenden Intellektuellen der Zeit. Auch wenn zzt. kaum etwas über die Zusammenkunft der zu begründenden Vereinigung am 16. November bekannt ist, so stimmen die Namen auf der Liste teils mit denen jener Autoren überein, die am 2. August 1912 im Café Français die AGEL begründeten oder die später dem Reaktionskomitee der Cahiers luxembourgeois angehörten. Die meisten der Autoren sind dem liberalen Lager zuzuordnen, was auch für Kolbach zutrifft, den man zu Unrecht wegen seiner zum Teil bodenständigen und heimatverbundenen Texte eher konservativen Kreisen zuordnete.
Der 1889 in Echternach geborene Joseph Kolbach war Jurist und amtierte nach seinen Studien als Anwalt und Richter in verschiedenen Funktionen bis zu seiner Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand nach dem Zweiten Weltkrieg. Der von vielen Schicksalsschlägen Gezeichnete – früher Tod des Vaters und des jüngsten Bruders Lambert, Tod des Sohnes, der als zwangsrekrutierter Soldat in Russland vermisst blieb – und durch die Kränkung, dass er wegen der Mitgliedschaft in der VDB in den Ruhestand versetzt wurde, sah sich selber als Dichter, der sich von Jugend an der Kunst verpflichtet fühlte. Sein Leben wirkt wie ein Fragment voller Mysterien, das noch durch sein geheimnisvolles Pseudonym „Pogg“ verstärkt wird. Die meisten seiner Werke kamen über die Stufe von Fragmenten nicht hinaus. Eine einzige große Erzählung „Sandstein“ wurde 1967 nach Kolbachs Tod (1959) vom Institut Grand-Ducal, Section des Arts et des Lettres veröffentlicht. 1930 erschienen bei Th. Schroell als Separatdruck aus der Luxemburger Zeitung Texte unter dem Titel Ferienbriefe. Manche Erzählungen oder Erzählfragmente des Autors wurden in der Voix des Jeunes oder in den Cahiers Luxembourgeois gedruckt. In der ersten Ausgabe der Cahiers überhaupt vom Oktober 1923 erschien das Fragment Die Flucht (S. 25-37), worin der Jurastudent Kolbach den überstürzten Abbruch seines Studiums in Paris beschreibt.
Auf Wunsch von Herrn Paul L. Ensch, dem Enkel des Autors, bewahrt das CNL den Nachlass von Joseph Kolbach, dessen Aufarbeitung auf Pierre Lech zurückgeht. Diese widmete dem Autor den umfangreichen Beitrag Ein Dichter auf der Suche nach der Heimat (in: récré [2001] 17, S. 141-228), der bis heute maßgeblich ist.
Rob Zeimet