Das 1948 erschienene Buch Bis wo der Pfeffer wächst. Aus dem Notizbuch einer Weltenbummlerin stößt an die Grenzen des Genres des 'Reiseberichts'. Im Gegensatz zu anderen Reiseberichten erzählt Katrin C. Martin keine einzelne Reise in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge, sondern hält autobiographische Eindrücke aber auch kurze Geschichten unter so schillernden Titeln wie „Illustre Begegnungen“, „Eine verrückte Reise“, „Blaue Tage in Monte Carlo“ oder „Damals – Als ich die Bastionen sah“ fest. Alle Texte gehen auf Reisen der Journalistin zurück und wurden teilweise schon 1947 in den Cahiers Luxembourgeois veröffentlicht. Besonders interessant sind die Texte, die in Südamerika spielen, wo Katrin C. Martin einige Zeit verbrachte und auch als Journalistin arbeitete.
Im Kapitel „Illustre Begegnungen“ etwa erzählt sie von einem Besuch bei dem in der Provinz Misiones in Argentinien lebenden uruguayischen Schriftsteller Horacio Quiroga. Zwar liegt der Fokus hauptsächlich auf der Begegnung mit dem Autor, Martin beschreibt indes auch die Reise zu dem in der schwer erreichbaren „urwäldlichen Provinz“ lebenden Mann:
„Die Sonne stach mörderisch hernieder, fraß die großen Gräser zu Zunder und saugte die Stauwasser der kleinen Quellen zu Staub. Endlos war der Weg zu meinem Freund, der dort oben wohnte in Gesellschaft der Schlange Anaconda und der Blume Orchidee.“ (S.24)
Die allgegenwärtige Vegetation ist in diesem Text von großer Bedeutung. Die unzähmbare Flora und überwältigende Natur verdeutlicht auch die Abgeschiedenheit des Ortes, in dem die Menschen ständig versuchen, ihren Lebensraum zu erhalten und die Natur zurückzudrängen:
„Quiroga sprach von dem unerbittlichen Kampf, den er gegen die unheimlichen Wucherpflanzen zu fechten habe. Die trotzig lustigen Lianen, Farne, Tillandsien würden binnen kurzen Wochen die ganze Meseta auffressen. Alles sei Kampf in der Selva, ewiger Kampf, in dem es keinen Sieger gibt, sagte der Meister.“ (S.25)
Die in dieser „Selva“ untergehende Wohnung des Schriftstellers beschreibt Martin wie eine Sehenswürdigkeit oder ein Museum. Besonders die Objekte und Möbel haben es ihr angetan. Sie werden ihr vom Besitzer, der hier sozusagen die Rolle des Reiseführers übernimmt, erklärt, bleiben aber fremde Kuriositäten.
Interessant ist bei Katrin C. Martin die im gesamten Buch gegenwärtige Intertextualität, was bei Schriftstellerbesuchen naturgemäß offensichtlich ist: So spricht sie über Bibliotheken und Autoren, mit denen sie sich über Literatur unterhält. Oder sie beschreibt eine Macbeth-Vorstellung in Harlem oder erzählt eine brasilianische Legende, die sie sozusagen, von als „Andenken“ von ihrer Reise dorthin mitgebracht hat.
Edurne Kugeler
Primärliteratur
Martin, Katrin C.: Bis wo der Pfeffer wächst. Aus dem Notizbuch einer Weltenbummlerin. Bern: Arare Verlag 1948
Weiterführende Literatur
Cahiers Luxembourgeois 1946-1947
Femmes pionnières du Luxembourg: Pionéierfraen am Journalismus zu Lëtzebuerg. Exposition. 2017
Meder, Cornel: Katrin C. Martin. 1901-1983. In: Galerie 2 (1983-84) 5, S. 1135-1147
Muller, Roger / Weber, Josiane: Katrin C. Martin. In: Autorenlexikon
http://www.autorenlexikon.lu/…/auth…/124/1242/DEU/index.html
Bilder
Cover der 1948 beim Arare Verlag erschienenen Ausgabe, von Erich Zimmermann
Photographie der jungen Katrin C. Martin von 1947