Poutty Steins Liederbuch mit den Bŏ-Bŏ Versen

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Anlässlich des 125. Geburtstages von Poutty Stein (1888-1955) hat die Luxemburger Post im Mai 2013 eine 0,60€ Briefmarke mit dem von der Künstlerin Anne Mélan gemalten Porträt des Vaters des Luxemburger Chansons veröffentlicht. Diese Briefmarke ist nunmehr Bestandteil der Sondersammlung „Literatur und Philatelie“, in der das Literaturarchiv Briefmarken mit Bezug zur luxemburgischen Literatur sowie zu Persönlichkeiten, Orten und Ereignissen der Literatur- und Kulturgeschichte Luxemburgs sammelt.

Das Literaturarchiv verfügt des Weiteren über eine eigene Poutty-Stein-Sammlung, welche die Signatur CNL L-108 trägt. Darin befindet sich ein 10,8x17,4 cm kleines Notizheft mit festem hellbraunem und händisch verziertem Gewebeeinband und mit Metallecken, die das Heft vor Abrieb schützen sollen. Die Kladde mit Fadenheftung umfasst 44 Blätter liniertes Papier mit von 1-92 durchnummerierten Seiten, wobei einzelne Blätter fehlen. Andere lose Blätter auf kariertem oder weißem Papier wurden nachträglich eingeklebt. Auf dem Frontdeckel ist nebst einfachen Strichzeichnungen der Titel „Bŏ-Bŏ Versen“ zu lesen (“boubou“ ist ein aus Kinderreimen bekanntes Schallwort für ein Geräusch eines um- oder aufprallenden Gegenstandes). Auf dem Rückdeckel befindet sich u.a. eine mit einem Stift nachgezeichnete Stempelblindprägung mit dem Motiv eines aufgeschlagenen Buches, in das der orthographisch leicht variierte Titel hineingeschrieben wurde. Das Liederbuch wird auf dem Deckblatt als das 2. Heft ausgewiesen; das erste ist wohl verschollen.

Steins Kladde umfasst 26 überwiegend mit schwarzer Tinte geschriebene und teils mit Bleistiftkorrekturen versehene Lieder sowie die Noten zu Den décken Hummer und Den Tubacsdap. Einzelne Texte sind datiert – vom 10. Januar 1908 bis zum 22. Mai 1910 –, wobei die inkonsequente Chronologie innerhalb des Heftes auf einen nachträglichen Eintrag der Lieder hinweist, womöglich bereits im Hinblick auf eine Publikation. Denn Stein, knapp älter als 20 Jahre und noch vor bevor er in die Forstverwaltung 1912 eintrat, versammelte hier jene humoristischen Lieder wie Der Mamma hire Jong, Chansons und Gelegenheitslieder, die ansonsten in geselliger Runde, etwa im „Café du Commerce“ auf der Place d’Armes oder im Bürgercasino, gesungen wurden. Eine Besonderheit dieser Sammlung ist das Lied Zwelefauer verbei!, dessen heute bekannterer Untertitel Nationalmarsch, fir no 12 Auer den Text als Parodie auf Luxemburger Nationalgesänge ausweist.In einer gestrichenen Strophe wird direkt auf die vierte Strophe von Michel Lentz’ Ons Heemecht angespielt: „Du do oûwen de’ wê rosen / Scho seit Johren d’Welte lét“. Auf die Weise von Teure Heimat wird im Refrain gesungen „Du méng Hémécht, Lexeburég / Stark am Soff mé sonst net urég. / Hore Mel get hore Pangkuch / A wann et peift da firt den Zuch.“

Manuskripte von Poutty Stein haben Seltenheitswert, da ein großer Teil seines Nachlasses, den ein guter Freund nach dem Tod des Junggesellen aufbewahrt hatte, bei einem Hausbrand zerstört wurde. Ein Privatsammler schenkte dem Literaturarchiv 2012 einzelne Manuskripte, die im Online-Katalog des Centre national der littérature vermerkt sind.

Claude D. Conter



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