Selbstporträt von Joseph Funck

jfunk

Das hier gezeigte Selbstporträt des Schriftstellers Joseph Funck (1902-1978) ist ein Teil der umfangreichen, über 250 Bilder zählenden Kunstsammlung des CNL. Diese umfasst Serigraphien, Aquarelle, Kohle- und Bleistiftzeichnungen, Acryl- und Ölbilder sowie Collagen verschiedener Künstler aus Luxemburg und dem europäischen Ausland. Dieses mit den Initialen ‘J. Fk.’ (Joseph Funck) signierte Selbstporträt wurde in Öl auf Leder gemalt und in einen in Eigenregie aus den Bestandteilen eines Tabakbehältnisses (Marke Longo, Costa Rica) gefertigten Holzrahmen eingespannt. Das Bild zeigt Joseph Funck mit einer markanten, schwarz umrahmten Brille und mit Holzpfeife, dem für diesen Autor charakteristischen Rauchinstrument. Vor einem erdfarbenen Hintergrund stehend, blickt uns das Subjekt des Bilds mit strengen, leuchtend blauen Augen an.

Beim Selbstporträt steht sich der Maler selbst Modell. Seit jeher verweist das Genre des Selbstporträts auf die Beschäftigung des Malers mit seinem Selbst, mit Fragen der Identität und mit der Bewältigung innerer Konflikte seine Kunst oder seine Persönlichkeit betreffend. Die Entstehungszeit des Porträts fällt in das Jahr 1974; es zeigt Funck etwa im Alter von 72 Jahren. Neben dem hier ausgestellten Selbstporträt enthält der sich im CNL befindliche Joseph-Funck-Nachlass ebenfalls unsignierte Porträts eines jungen Mannes (Funck selbst?) und einer Frau. Das hier gezeigte Selbstporträt stammt, wie der Großteil des Joseph-Funck-Nachlasses, aus einer Schenkung von Frau Lilian Linden, der Nichte des Autors.

Joseph Funck wurde vor allem durch die Erzählung Kleines Schicksal bekannt, welche sich um das Schicksal des Hundekotsammlers Jim Steller dreht und die in den Jahren 1932-33 im Rahmen eines durch die linksliberale Literaturzeitschrift Les Cahiers luxembourgeois ausgeschriebenen Schreibwettbewerbs entstand. Das hier ausgestellte Bild verweist auf die Tatsache, dass sich Joseph Funck Zeit seines Lebens neben dem Schreiben intensiv mit den bildenden Künsten beschäftigt hat. So unterhielt er Kontakte und Freundschaften im Luxemburger Kunstmilieu, wie etwa mit dem Kunstkritiker Joseph-Émile Müller. Darüber hinaus publizierte er zahlreiche kunstkritische Beiträge in den Luxemburger Zeitschriften Les Cahiers luxembourgeois, A-Z und Arts et lettres. Von Joseph Funck stammt die Titelgrafik von Albert Hoeflers Lyrikband Nächte, und er schrieb 1971 zusammen mit Joseph-Émile Muller eine Studie über den luxemburgischen Maler Michel Stoffel. Joseph Funck war Mitglied des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres.

Pascal Seil

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